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Anselm Neft, „Helden in Schnabelschuhen“

Januar 18th, 2015 ·

 

Max ist frisch mit seinem Philosophiestudium durch, sehr dick und sehr verliebt in seine beste Freundin Katja, die ebenfalls gerade ihr Philosophiestudium abgeschlossen hat. Nun fehlt es an Geld und Perspektiven. Insbesondere Max hält Arbeiten als Broterwerb für völlig überbewertet. Das Angebot der Mittelalterband „Kobold“ kommt gerade recht, um die Haushaltskassen aufzubessern.

Mit Schalmei und Dudelsäcke im Gepäck gerät die Konzerttour quer durch Deutschland immer mehr zur skurrilen Reise. Die schrullige Gruppe – bestehend aus fünf weiteren Musikanten mit so klangvollen Künstlernamen wie Dulzinea, Egil von Egelstein oder 50 Kupfermünzen – schlägt sich tapfer auf vergurkten Hochzeiten, bei Landkommunen mit hehrem Ethos und zünftigen Burgfestivals. Prompt bekommen sie auf einem Mittelalterspektakel mitten im bayrischen Nirgendwo Konkurrenz, die ordentlich am musikalischen Selbstverständnis der Band nagt. Aber aufgeben is’ nich’! Und natürlich: Die dauerhafte Nähe zur schönen wie intelligenten Katja ist für Max nicht gerade hilfreich beim Kampf gegen seine Liebesnöte.

Trotzdem Max mit seiner intellektuellen Arroganz, seiner bis zum Exzess gelebten Unsicherheit kein wirklicher Sympathieträger ist, fühlt man bei den Abenteuern des Helden wider Willen mit. Und irgendwie wünscht man sich, dass er sein Liebes- und Lebensglück auf der Tour de Farce doch noch finden möge. Auch Autor Neft studierte unter anderem Philosophie. Auch er verdingte sich zeitweise in einer Mittelalterband. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Vielleicht liegt es am eigenen Erfahrungsschatz, dass es Neft versteht, den Ton zwischen Tragik und Komik bis zum Ende durchzuhalten und ganz nebenbei auch noch ein wenig in die Philosophie einzuführen. Ein Kritikpunkt ist allerdings, dass der ein oder Gag allzu pubertär gerät. Auch hätten an einigen Stellen Kürzungen gut getan. Die leichte Lektüre eignet sich dennoch dazu, trüben Regentagen den Garaus zu machen.

3 von 5 Punkten

Tags: Belletristik · Humor