Im Jahr 2023: Ich-Erzähler Jasper hat sich wie viele andere Menschen in nicht allzu ferner Zukunft mit Freunden zu einer Sippe zusammengeschlossen. Jobs sind rar geworden. Ziellos wandert die Sippe im Südosten der USA umher, tauscht Windenergie gegen karge Nahrung. Überbevölkerung, knappe Ressourcen, Erderwärmung treiben die Welt ihrem Schlussakkord entgegen. Autor McIntosh lässt den Leser zehn Jahre an Jaspers Leben teilhaben, Jahre, in denen – auch – die Gesellschaft zusehends verroht, sich die politischen Machtverhältnisse für den einzelnen immer undurchsichtiger darstellen, neue „Designer“-Krankheiten nicht mehr die Frage stellen ob, sondern wann man einer Erkrankung erliegt.
Das Debüt ist dem Psychologie-Professor McIntosh ganz ordentlich gelungen. Daumen hoch für den fehlenden Action-Effekt sonstiger Apokalypsen-Darstellungen zugunsten des immer weiter um sich greifenden Siechtums. Beeindruckend auch, wie lange McIntosh seine Protagonisten den halbwegs erträglichen Alltag im steigenden, gewalttätigen Wahnsinn suchen lässt – durchaus eine realistische Vorstellung. Daumen runter gibt es allerdings für die Überbetonung der Liebessehnsucht von Jasper. So verzweifelt er auf der Suche nach einer Partnerin ist, so ermüdend ist die Suche ab der Hälfte für den Leser. Ebenfalls stört mit fortschreitender Seitenzahl, dass viele Fragen offen bleiben, so dass man sich Ereignisse, Konstellationen und Entwicklungen irgendwie zusammenreimen muss. Durch die neuen Ansätze ist das Buch unterm Strich dennoch ein paar Lesestunden wert.
3 von 5 Punkten