Regisseur Tim Burton schafft seit nunmehr über 30 Jahren Meilensteine des Kinos. Darunter Blockbuster wie „Batman“ und „Planet der Affen“, aber auch kleine, cineastische Perlen wie „Ed Wood“ und „Corpse Bride“. Nicht die Suche nach Anerkennung oder Reichtum ist sein Motor. Im Gegenteil. Lieber sähe sich Burton, der als Zeichner bei Disney seine Karriere begann und bis heute ein zwiespältiges Verhältnis zum Konzern pflegt, in der Anonymität seine ganz eigenen bzw. eigenartigen Filme drehen. Burtons Antrieb ist vor allem seine übersprühende Kreativität: Ob mit realen Schauspielern oder mit Figuren im Stop-Motion-Verfahren, ob farbig oder schwarz-weiß – immer stellt Burton die ästhetische Form in den Dienst seiner kreativen Gesamtidee.
Journalist und Autor Mark Salisbury begleitet seit langem Burtons Schaffen. Vor fast 20 Jahren brachte er die erste Ausgabe des Buches heraus. Immer wieder ergänzt dokumentiert das Buch nun Gespräche zwischen Regisseur und Autor von „Vincent“ bis „Alice im Wunderland“. Zu den bisher zwei letzten Streifen „Dark Shadow“ und der langen „Frankenweenie“-Version gibt es zwar (noch) keine eigenen Kapitel, sie sind aber in der sehr übersichtlichen Filmografie gelistet. Burton-Fans erfahren interessante Details zur Arbeit an und der Entstehung von Filmen. Auch über Schwierigkeiten mit Produzenten, Mitarbeitern und grauen Eminenzen der Filmgesellschaften spricht der Regisseur.
Dankenswerter Weise hält die Lektüre den biografischen Teil recht kurz. Burtons Leben und Interessen fließen sukzessive und organisch über die Dialoge ein. Die Lektüre besticht durch eine farbenprächtige Bebilderung mit Szenenfotos vor wie hinter der Kamera und Burtons wunderbaren Zeichnungen. Ergänzt wird das Buch durch ein Vorwort von Johnny Depp, der durch zahlreiche Drehs mit dem Regisseur zur eingeschworenen Gemeinschaft der Burton-Familie zählt. Einziger Wermutstropfen: Nach einigen Kapiteln wiederholen sich manche von Aussagen, wie etwa, dass Burton einen persönlichen Bezug zu einem Film herstellen können muss, um ihn drehen zu wollen oder auch seine Vorlieben für den Kinderbuchautor Dr. Seuss bzw. Vincent-Price-Filme. Das allerdings sind Marginalien und angesichts des inhaltlich wie gestalterisch hervorragenden Buches zu verschmerzen.
4 von 5 Punkten