In einer nicht allzu fernen Zukunft verdingt sich Peter Arbeitsloser – Nachnamen speisen sich inzwischen aus den beruflichen Aktivitäten der Eltern – als Maschinenverschrotter. Dieser Tätigkeit geht er nicht besonders enthusiastisch nach, genau genommen gar nicht. Vor allem ist Peter damit beschäftigt, sich in einer hochtechnisierten Gesellschaft zu Recht zu finden, in der es keine Zufälle mehr gibt. In keinem Bereich. Weder im Beruf, noch bei den Hobbys und schon gar nicht in Fragen der Partnerwahl. In Wallung gerät der eher phlegmatische Peter jedoch als ihm ein falscher, recht seltsamer Gegenstand geliefert wird. Zufall in einer Welt ohne Zufälle? Peters verzweifelte Suche nach einer Rückgabemöglichkeit wächst sich mehr und mehr zur Suche nach dem Fehler im System aus.
Autor Kling erschrieb sich literarischen Erfolg mit seiner Trilogie über einen Kleinkünstler, der mit einem kommunistischen Känguru in einer WG haust. Nun also – endlich – wieder ein Buch von ihm. Dazu noch eines mit neuer Thematik. Kling nimmt in seinem neusten Coup die voranschreitende Digitalisierung auf’s Korn, die sich zu einer Rund-um-Versorgung auswächst. Mittelpunkt der digitalen Welt, die die reale zusammenhält, ist das Internet. Ähnlich wie in den Kängurutexten ist das vorliegende Buch eine wilde Mischung aus feiner Ironie, kleinen Gemeinheiten, subtilen philosophischen Fragen und Gedanken sowie hintergründigem Sprachwitz. Kling sprüht vor skurrilen Idee, wie etwa die bis ins kleinste Glied ausgeklügelte Sexverträge oder hochtechnologische Geräte, die besser als die Menschen wissen, was die Konsumenten wollen. Manchmal jedoch beschleicht einen das unangenehme Gefühl, die Ideen sind nicht mehr ganz so weit weg von der Gegenwart.
Autor, Poetry Slammer und Musiker Kling hält das Niveau seiner Kängurutrilogie spielerisch. Er hat einen ganz eigenen, äußerst originellen Schreistil gefunden und einen Weg, den Finger tief in die Wunde unserer Zeit und unser Gegenwart zu bohren. Im Umlauf sind zwei Versionen des Buches: eine helle und eine dunkle Edition. Sie unterscheiden sich durch die „Werbeeinblendungen“, die es selbstverständlich in jeder ordentlichen Zukunftsvision geben muss. In der dunklen Ausgabe sind sie sarkastischer als in der hellen. Keine Sorge – der geneigte Bücherfreund kann die jeweils andere Version ebenfalls lesen. Im Internet.
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