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Luc Brunschwig/Roberto Ricci, „Urban Band I – Die Spielregeln”

Juni 25th, 2017 ·

Autor Brunschwig wirft mit seinem neusten Streich Graphic-Novel-Enthusiasten einen harten Brocken hin. Im Jahr 2058 amüsieren sich die Menschen in dem riesigen Vergnügungspark Myjoy. Die Siedler – sie kommen aus der ganzen Galaxie – können sich dort mit allen möglichen Ablenkungen von ihren kräftezehrenden Jobs erholen und in jede erdenkliche Verkleidung schlüpfen, um 14 Tage lang nicht sie selbst sein zu müssen. Kleines Nerd-Vergnügen am Rande: Mit den Verkleidungen verbeugen sich Brunschwig und Ricci vor Kultfiguren aus Comic und Film wie etwa Star Wars, Ghostbusters und Godzilla.

Alles dient dem Spaß. Allerdings nur solange die Besucher zahlen und konsumieren und zahlen. Manchmal mit ihrem Leben, denn auch vor dem Tod macht der Spaß keinen Halt. The show must go on. Die Comicreihe startet mit dem starken wie naiven Zach. Er hat sich bei Myjoy für den Bereich Security beworben. Als ein Mörder auftaucht, soll Zach zeigen, was er drauf hat. Die Besucher verfolgen die Jagd als riesige TV-Show. Weitere Personen bereichern nach und nach das Myjoy-Universum, darunter Ishrat, Zachs Portierdame, die ihre eigene Lebenstragik mitschleppt, außerdem der kleine Niels, der aus der Obhut seiner volltechnisierten Nanny ausbüchst, um der „Mörder-Show“ ganz nah zu sein. In den Folgebänden zeigt sich was und wer hinter Myjoy steckt. Die Suche nach dem Mörder geht ebenfalls weiter und zwar ziemlich blutig. Es gibt keine Garantie für das Überleben der verschiedenen Protagonisten, auch wenn sie als Hauptpersonen eingeführt wurden.

Riccis Zeichnungen sind sensationell detailliert und dem Inhalt angemessen opulent. Wie für die Myjoy-Gäste des Vergnügungsparks gibt es auch für Leser keine Erholungspausen. Viel und grell ist das Motto der Graphic Novel. Die Panels „bewegen“ sich mit der jeweilig erzählten Szene mit. Die Bände strotzen vor Farbenreichtum, dennoch ist diese Dystopie eines Überwachungsstaates, der im Gewand eines Vergnügungsparkes daherkommt, bedrückend. Überall brechen die Tragiken der handelnden Personen hervor, kein Vergnügen ist ungetrübt, schneller Spaß und kostspieliger Komfort haben einen hohen Preis. Was für eine großartige Graphic Novel! Bisher sind insgesamt drei Bände erschienen.

5 von 5 Punkten

Tags: Comics · Science Fiction