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Bov Bjerg, „Auerhaus“

Oktober 4th, 2015 ·

Vier Freunde in den 1980ern ziehen kurz vor dem Abi zusammen in eine WG, ins „Auerhaus“ – benannt nach dem Madness-Hit „Our house“, der in der WG rauf und runter dudelt. Zwischen Kaffee und Rebellion, Verliebtheit und Party hat das Zusammenziehen auch eine tragische Komponente: Freund Frieder hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Trotz Aufenthalt in der Psychiatrie ist nicht sicher, ob er „geheilt“ ist oder es noch einmal probieren wird. So schwebt über allen Abenteuern immer auch die Furcht um den Freund.

Ein merkwürdiges Buch und das nicht nur im positiven Sinne. Präadoleszente Hormonverwirrungen, einer der Jugend gezollte Respektlosigkeit vor den Regeln der Erwachsenen und unbändiger Freiheitsdrang beschreibt die „Coming-of-age“-Geschichte großartig nachvollziehbar auch für die Menschen, die von Geburt an erwachsen waren. Ebenso bringt Bjerg die hilflose Sprachlosigkeit angesichts des Schreckens des Todes mit schonungslosen Dialogen auf den Punkt. Zwei Enden schenkt der Autor seinem Roman und damit dem Leser eine originelle Idee: ein Ende, wie es sein sollte und ein Ende wie es tatsächlich ist.

Der Schreibstil an sich nervt mit Fortschreiten der Lektüre, streut Bjerg doch immer wieder stakkatohafte Formulierungen („Fand ich heftig“) ein, die man getrost als das bezweifeln darf, als das sie wohl gemeint sind: eine Form des Jugendsprechs. Insbesondere die Wiederholungen von „Egal“, „Jedenfalls …“, „… oder so“ verleihen dem Roman etwas unglaublich Plumpes. Schade, denn die Geschichte an sich thematisiert sehr verständlich Trauer und Tod in einer Phase, in der beides eigentlich noch gar keine Rolle spielen sollte.

3 von 5 Punkten

Tags: Belletristik