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Becky Chambers, „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“

Juni 25th, 2017 ·

Chambers kreiert mit ihrem Debüt eine ungewöhnliche wie wunderbare Science-Fiction-Szenerie. Ihre Geschichte beginnt mit Rosemary Harper, die ihren Heimatplaneten Mars beinah fluchtartig verlässt. Sie will ihre Vergangenheit hinter sich lassen, um auf dem Raumkreuzer Wayfarer noch einmal ganz neu durchzustarten. Womit sie nicht gerechnet hat ist die von verschiedenen Planeten bunt zusammengewürfelte Mannschaft, die genauso zäh ist wie der in die Jahre gekommene Raumkreuzer. Mit an Bord ist unter anderem Dr. Chef, sanftmütiger Koch und feinfühliger Arzt der Crew und vor allem einer der Letzten seiner Art, die reptilienartige polyamore Pilotin Sissix, Mechaniker Jenks, der unsterblich in die Künstliche Intelligenz des Schiffs verliebt ist. Das Team führt und hält zusammen Kapitän Ashby.

Der Job der Mannschaft besteht darin Verbindungswege zwischen den Galaxien zu bohren. Herausgefordert wird die Crew eines Tages durch einen lukrativen wie gefährlichen Auftrag, einen Tunnel zu einem Planeten mit äußerst aggressiven Bewohnern zu bohren. Auf dem Weg zu dieser Mission begegnet Rosemary erneut ihrer Vergangenheit. Kann sie auf die Loyalität ihrer neuen Crew bauen und wird der Auftrag für alle Mitglieder an Bord gut gehen?

Zugegeben, die Mission steht in diesem Buch nicht im Vordergrund. Der Leser lernt mit Rosemary die Wayfarer-Mannschaft mit ihren Eigenheiten kennen, genauso wie die unterschiedlichen Planeten, die die Crew ansteuert. Und darum geht es hier tatsächlich: die verschiedenen Galaxiewesen, Themen wie Freundschaft, Liebe und deren unterschiedlichen Spielarten. Chambers bespricht Themen wie Unterschiede und Gleichartigkeiten und stellt die Frage, ob es nicht doch Möglichkeiten gibt, sich gegenseitig darin zu akzeptieren, gar damit und dafür zu lieben. Sie schreibt warmherzig, originell und humorvoll.

Nicht ganz erschließt sich der Grund für Rosemarys Flucht. Er ist für sie sicherlich persönlich ein einschneidendes Ereignis, aber keiner, für den andere sie ernsthaft anfeinden könnten. Schon gar nicht in dieser von Augenhöhe geprägten Crew. Sei’s drum. Das ist Gemecker auf hohem Niveau. Die Atmosphäre des Buches gleicht der originalen Star-Wars-Trilogie. Das Buch hinterlässt ein warmes Kribbeln im Bauch. Die Wayfarer fliegt weiter. Anfang 2018 soll der zweite Teil in Deutsch erscheinen.

5 von 5 Punkten

Tags: Science Fiction · Humor