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Meg Wolitzer „Die Interessanten“

Dezember 1st, 2014 ·

Sechs Jugendliche lernen sich um die 1970er Jahre in einem Sommercamp an der US-Ostküste kennen. Sie geben sich den Namen die „Interessanten“. Jede und jeder scheint mit einem kreativen Talent gesegnet. Wer wird das Talent ausbauen, welche Erfahrungen beeinflussen wie die einzelnen Lebensläufe? Entlang einer von ihnen – Julie Jackson, Jules genannt – schildert Meg Wolitzer die Entwicklung der Gruppe über vier Jahrzehnte mit prägenden privaten wie politischen Ereignissen bis in die Gegenwart hinein.

Laut der Feuilletonisten diesseits und jenseits des großen Teichs soll Wolitzers Roman den neuen Typ des amerikanischen Gegenwartsromans darstellen. Nun, zuviel der Ehre. Dafür fehlt es dem Roman an Substanz und Relevanz. Rhythmik und Tiefe stimmen einfach nicht. Als Milieuschilderung einer kleinen, privilegierten Schicht, in die eine von ihnen versehentlich hineingerät, nämlich besagte Jules, mag das Buch hinkommen. Ein großer Wurf hinsichtlich der Analyse gesellschaftlicher Umbrüche und ihre Auswirkungen auf Individuen ist es ganz sicher nicht.

„Wir werden alle älter. Manche Träume erfüllen sich, andere nicht“ – diese Allgemeinplätze bilden die Essenz des Buches. Wolitzer verfehlt das selbst ausgegebene Ziel, exemplarische Fiktionalität mit vorhandener Realität zu verknüpfen. Oder vielleicht kann sich gerade mal ein überschaubarer Kreis an Menschen angesprochen fühlen – siehe Feuilletonisten. Den Roman retten die hie und da aufblitzenden, unterhaltsam geschilderten Einsprengsel des Beziehungsgeflechts der Gruppe. Am Ende steht die Frage: Ganz nett das Buch, aber ist es wirklich interessant?

3 von 5 Punkten

Tags: Belletristik