Anhand des liebenswürdigen Außenseiters Oscar und seiner starken Schwester Lola erzählt Junot Diaz die Geschichte der Dominikanischen Republik. Angekommen in New Jersey und doch wieder nicht sind sie Wanderer zwischen den Welten. Zerrissen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Amerika und der Karibik versuchen die Geschwister dem Leben trotz aller Widrigkeiten ein Stück Glück abzutrotzen. Und das ist nicht einfach: Oscar wird immer dicker und sonderlicher. Mithilfe von Filmen, Büchern und Comics erschafft er sich seine eigene Welt. Aber nichts kann ihn von der Sehnsucht nach der Liebe einer Frau befreien. Schwester Lola hingegen entwickelt sich zu einer intelligenten und hübschen Frau, die ihren Platz in einer machismohaften Umgebung behaupten muss.
Der gebürtige Dominikaner Junot Diaz ist aufgewachsen in den USA, lebt und arbeitet er dort als Schriftsteller und Professor für kreatives Schreiben. „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ ist sein erster Roman, an dem er elf Jahre schrieb und dafür 2008 den Pulitzer-Preis erhielt.
Zurecht, denn der Roman ist ein furioses Buch! Temporeich, nahezu atemlos thematisiert Diaz Heimatlosigkeit, Fremdheit, die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Geschickt verwebt er über eine Zeitspanne von 50 Jahren die Schicksale einzelner Individuen mit der Schreckensherrschaft des Diktators Molina, der Opfer und damit neue Täter produzierte. Aber bei aller Tragik bleibt Hoffnung zurück, geprägt vom Lebenswillen und einem starken „Trotzdem!“. Was eine bedeutungsschwangere Schwarte hätte werden können, ist mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit zu lesen
Gewöhnungsbedürftig sind die spanischen Sprachbrocken, die Diaz in seinem Text einflechtet, hilfreich dazu das Glossar am Ende des Buches. Gewöhnungsbedürftig ist auch die manchmal drastische Ausdrucksweise, die sich allerdings nahtlos in das Milieu der Figuren einfügt.
5 von 5 Punkten